"Für Brühl aus der Breite in die Spitze"
Im Schlossparkstadion hat sich der SC Brühl wieder zurück in die Bezirksliga gekämpft. Mittlerweile sehen die Verantwortlichen aber nicht mehr nur die Erste Mannschaft, sondern konzentrieren sich gleichzeitig auf eine breite Ausbildung des Nachwuchses, der in den letzten Jahren sogar internationale Gäste vom AC Mailand, PAOK Saloniki oder CFC Genua begrüßen durfte. Zu den Herausforderungen guter Vereinsarbeit, Emotionen auf dem Platz, Vorbildern und den Schlüssel einer stabilen Jugendabteilung stellen sich der Vorsitzende André Scheuer sowie Jugendleiter Ganesh Pundt im Doppelinterview.
Aus der Distanz betrachtet gab es eine sportliche und emotionale Achterbahnfahrt für den SC Brühl in dieser Saison. Wie fällt Ihr Fazit aus, Herr Scheuer?
André Scheuer: Das war wirklich eine intensive Saison. Es gab viele Emotionen – vor allem gute, aber auch ein paar Dinge, die nicht optimal liefen. Unter dem Strich freuen wir uns aber natürlich über den Aufstieg in die Bezirksliga. Bei all den Höhepunkten darf aber eins nicht unter den Tisch fallen: Wir haben mit einer rein ehrenamtlichen Vereinsleitung und einem herausragend engagierten Trainerstab einen Alltag mit knapp 20 Teams und etwa 500 Mitgliedern bewältigt. Und dann bieten wir in allen Ferien Kindercamps an und veranstalten eigene Turniere. Dabei wurde sowohl sozial als auch sportlich extrem gute Arbeit geleistet – und zwar Training für Training und Spiel für Spiel. Hier entstehen viele Freundschaften, auf die es am Ende im Leben ankommt. Erfolg zeigt sich gerade bei den Kids nicht nur auf der Anzeigentafel, sondern zum Beispiel in gegenseitigen Einladungen zum Geburtstag. Unsere Zusammengehörigkeit haben wir durch ein Stickeralbum gestärkt, in dem sich alle Spieler aller Teams wiedergefunden haben. Das ist einmalig in Brühl.
Allein In der Jugendabteilung tummeln sich also etwa 400 Spielerinnen und Spieler. Ist das Schlossparkstadion dafür nicht zu klein, sodass Training nur eingeschränkt möglich ist?
Ganesh Pundt: Natürlich sind wir der größte Fußballverein Brühls, haben aber kaum mehr Trainingsraum als alle anderen. Lediglich der kleine Kunstrasen entlastet uns etwas, aber der ist maximal für die G-Jugend, eher für unseren Fußballkindergarten, geeignet. Den Rasenplatz im Stadion können wir bislang kaum nutzen, denn dort sind auch die Leichtathleten vom THC und BTV aktiv. Dennoch machen unsere Trainerteams das Beste aus der Situation, selbst wenn nur auf einem Viertel des Platzes trainiert werden kann. Auf engem Raum kann dann vor allem eine gute Technik vermittelt werden, um dann wie ein Flo Wirtz dribbelstark den Blick für den eigenen Mitspieler zu haben.
Der SC Brühl hat vor Jahren in der Mittelrheinliga gespielt. Mit einem Brühler Wirtz wäre das bestimmt wieder möglich. Ist das das nächste Ziel?
AS: Wir sind gerade in die Bezirksliga aufgestiegen. Das war mit unseren bescheidenen Mitteln ein Kraftakt, den das Team unter der Leitung von Arif Cinar großartig gemeistert hat. Jetzt werden wir nicht vermessen und wollen uns erstmal in der Liga etablieren. Wenn vereinzelt von der Vergangenheit geträumt wird, gehört zur Wahrheit dazu, dass damals von Renault zigtausend Euro investiert wurden, ohne die hochklassiger Fußball eine Illusion ist. Wir gehen jetzt einen anderen Weg, denn wir wollen stattdessen allen Brühlern Jugendspielern ein Angebot im Seniorenbereich machen und das können wir jetzt – ohne von einem einzelnen Sponsor abhängig zu sein. Wir bieten den lokalen Unternehmen neuerdings sowohl Bandenwerbung als auch Premiumkooperationen wie mit dem Physiopunkt Brühl an, wovon beide Seiten profitieren.
Ist es wirklich realistisch, dass eigener Nachwuchs in der Bezirksliga die Herrenmannschaft verstärken kann?
GP: In der Bezirksliga wird wirklich auf gutem Niveau Fußball gespielt, keine Frage. Das schafft nicht jeder aus unserer A-Jugend. Wir haben aber ein paar vielversprechende Talente in allen Jugendteams, die durch unseren Cheftrainer und Leistungskoordinator Arif Cinar ab der C-Jugend gesichtet und gefördert werden. In den älteren Jahrgängen sind unsere Teams die stärksten vor Ort. Von U19 bis U15 haben wir uns Plätze in der Sonderliga erspielt. Unsere U15 hat es sogar bis in die Bezirksligaqualifikation geschafft und hat dabei die U16 von Rheinsüd Köln geschlagen. Für uns ist aber auch die 2. Herrenmannschaft sehr wichtig, um wirklich allen im Verein eine Perspektive bieten zu können. Wir haben vor allem bei den Jüngsten einen extrem hohen Zulauf. Das verdanken wir nicht nur den Trainerteams, sondern auch sehr engagierten Eltern, die alle zusammen den sozialen Zusammenhalt stärken. So konnten wir in den letzten Jahren immer regelmäßig an internationalen U8- und U9-Turnieren in der Region teilnehmen und begrüßten den Nachwuchs von AC Mailand, PAOK Saloniki und CFC Genua in unseren Familien. Einige unserer Trainer sind sogar so engagiert, dass sie AGs im Offenen Ganztag in den Brühler Grundschulen anbieten. Für diesen Basisbereich konnten wir mit Metin Sönmez endlich auch einen Kinderfußballkoordinator verpflichten, der über viel Erfahrung als Schiedsrichter und Jugendtrainer verfügt.
In aller Kürze zum Schluss: Was wünschen Sie sich für den weiteren Weg des SC Brühl?
GP: Unser Motto ist „Für Brühl aus der Breite in die Spitze“, also: wir wollen allen Brühlern ein breites Angebot machen und am Ende unsere Jugend- und Herrenteams in der Spitze mit möglichst vielen lokalen Talenten bestücken. Dafür sind wir auf einem sehr guten Weg. Mein Wunsch wäre, dass wir mit unseren Trainern und Teams zusammenhalten und vielleicht noch ein paar weitere Ehrenamtler gewinnen können, um die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen.
AS: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir brauchen ja nicht nur Trainer, sondern auch Menschen, die einfach für uns Schlossstädter ihre Zeit einbringen wollen: Termine koordinieren oder soziale Veranstaltungen organisieren und bei der Umsetzung helfen – dafür ist uns jede Hilfe willkommen. Wir haben auch die Möglichkeit, eine Stelle im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres zu besetzen. Wer nach seinem Abitur also ein Jahr für die Arbeit im Fußball bezahlt werden will, kann sich gerne bei uns bewerben.
